In okkulten Ephemeriden offenbarte sich einst eine alternative Kalenderzählung: Es gab noch den 29., 30. und 31. Februar. Es waren drei heilige Tage, heute vergessene Gedenktage an den Mann, die Krone der Schöpfung.
Ein Nachtrag
Im Mittelpunkt des feierlichen Kultus stand der Mann an sich, in seiner Herrlichkeit als pater familias. Die Frau diente ihm als Zierde und Magd für seine virilen Bedürfnisse. Er verkörperte in dieser Beziehung die Sonne, wohingegen das Weib seinen Abglanz in mondenhafter Schönheit widerspiegelte. Diese Gefährtin nannte man „Hausfrau“. Die Männlichkeit der ungeraden Zahlen bestätigte die Einzigartigkeit dieses Ur-Adam. Denn ein Original lässt sich eben nicht teilen im Gegensatz zu den geraden Zahlen, welche der Weiblichkeit entsprechen.
Als sich in späterer Zeit die Dekadenz hereinschlich –ihre genus ist bezeichnenderweise feminin- mutierte der Mann zum Macho.
Was Wunder, dass einige listige Weiber diese schmachvolle Missachtung ihrer Eitelkeit rächten. Es gelang ihnen unter der Finte der Fürsorge, ihren Herrn willenlos zu machen, indem sie ihn mit allerlei hochprozentigen Gebräu und Destillat abfüllten, ja ihn auch mästeten. In seiner schlagflüssigen Adipositas vermochte er nicht mehr, seine Lebensgefährtin wie einst tüchtig durch zu bläuen, damit sie folgsam blieb. Nein, jetzt war er das Opfer. Und so kehrten sich die Herrschaftsverhältnisse um: Der Mann wurde zum Sklaven. Man nannte diese maskuline Varietät Pantoffelheld, oder auf gut Österreichisch, „Simandl“.
Als die schröckliche Mär zu den anderen Mannen drang, erfolgte eine Gegenreaktion: Manche Knaben entschlossen sich schon frühzeitig, die Weiblichkeit nicht zu begehren sondern sich allein dem Reiz der eigenen Männlichkeit zuzuwenden. Das bedingte eine Mäßigung in der Nahrungsaufnahme und im Genuss spiritueller Getränke. So blieb die ranke, schmucke Gestalt erhalten. Um die Attraktion noch zu verstärken, schmückte sich diese Spezies mit Bildung und Kunstverständnis. Und damit trat der Narziss in Erscheinung, der sich in seiner genuinen Egoität zuweilen auch triebhaft dem gleichen Geschlecht zuwandte. Eigentlich hätte diese Homoschaft mangels Reproduktion aussterben müssen. Doch sie blieb der Menschheit erhalten und hat heute sogar das Institut der Ehe usurpiert…
Wie dem auch immer sei: Von der einstig glanzvollen Mannesherrschaft sind nur noch die besagten drei letzten Tage des Februar übrig geblieben. Und auch diese sind heute vergessen. Wäre ich ein Weib, würde ich heulen!
Apropos: Was gibt’s denn heute zu essen? Ich werde mal meine Frau fragen. Vielleicht bekomme ich ein Leckerchen, wenn ich brav Männchen mache.
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