Wer dem Alkohol abstinent ist, der sollte den heutigen Tag mit seiner Schnapszahl(dem Datum) am besten verschlafen, auch wenn seine Adern nicht mit dem Narkotikum C2H6O (C2H5OH) geflutet sind. Denn verbal wird man ja den ganzen Tag mit dem Ethanol-Begriff traktiert.
Anspruchsvoller wäre es hingegen, sich in die Zahlensymbolik von „2“ zu vertiefen, und dementsprechend dieses Datum als Gedenktag des Binären feiern: Das Ganze teilt sich und die Teile stehen sich polar gegenüber. Das hat durchaus aktuellen politischen Bezug! Denken wir an die Geimpften und die Impfgegner. Damit geraten wir aber in einen gefährlichen Sumpf, aus dem wir uns aber wie weiland Münchhausen am eigenen Haarschopf emporseilen, so wir über solchen Hauptesschmuck ausreichend verfügen.
Gelingt das, so geraten wir auf ein gewisses Bildungsniveau, wo uns die lockenden Maiden „These“ und „Antithese“ begrüßen. Allerdings fordern sie uns mit verführerischen Augenaufschlag zur Wahl auf. Wir fühlen uns wie Paris, der einst den Schönheitspreis entweder an Aphrodite, Athene oder Hera zu vergeben hatte. Was also sollen wir tun, wenn uns die holde „These“ anschmachtet, während die geschminkte „Antithese“ uns umgarnt?
Wie vom Himmel gerufen erscheint Hegel im Gefolge der weisen und klugen Synthese, von deren süßen Lippen versöhnende vollmundige Worte tropfen, sodass sich die beiden streitenden Schwestern schluchzend in die Arme fallen. Also alles gut? Friede, Freude, Eierkuchen? Leider nicht! Denn es gibt immer einen Spielverderber. Und dieser ruft mit höhnischer Stimme: Das widerspricht dem „Satz vom ausgeschlossenen Dritten“!
Tertium non datur.
Wir geraten in das Labyrinth der (formalen) Logik und suchen fluchs Rettung in anderen Gefilden, die sich auf 22022´22´´ (22 Grad, 22 Minuten, 22 Sekunden) nördlicher oder südlicher Breite und westlicher oder östlicher Länge befinden. Es gibt somit also vier Zufluchtsorte. Doch sind sie überhaupt bewohnbar und gastlich? Die Antwort überlasse ich dem Leser. Vielleicht weist uns Goethe einen weiteren Ausweg aus dem Dilemma. Suchen wir also in seinem Faust Rat, etwa in der Szene „Hexenküche“:
„Du musst verstehn/Aus eins mach zehn/und zwei lass gehen/und drei mach gleich/So bist du reich/Verlier die vier/Aus fünf und sechs/ so sagt die Hex/mach sieben und acht/So ist´s vollbracht/Und neun ist eins/und zehn ist keins/Das ist das Hexen-Einmaleins.“ Darauf stöhnen wir ermattet: „Mir wird von alledem so dumm, als ging mir ein Mühlrad im Kopf herum.“ Faust hält uns gefangen! Doch wie steht es denn nun wirklich mit diesem Zweierlei, das uns quält und eben nicht Einerlei ist, auch nicht sein kann? Wie können wir ohne Einfalt Zwietracht in Eintracht verwandeln, den Zwiespalt schließen? Lässt sich die vielfältig gespaltene Welt wieder heilen?
Die Kernphysiker versuchen es, mit der Kernfusion: Verschmelzung statt Spaltung der Atome. Das Letztere produziert Gift, das Äonen wirksam ist und ganze Landstriche unbewohnbar macht. Denken wir an Tschernobyl Die Fusion hingegen gleicht einer kleinen Sonne auf Erden, die aber technisch gesehen, noch weiter entfernt ist, als der Mann im Mond. Gewisse Politiker probieren den ständigen Zwist durch die Bildung einer Einheitspartei zu lösen, eine contradictio eo ipso. Denn eine Partei ist ja ein Partikel des Ganzen und kann somit niemals alles umfassen. So müssen wir also mit der Zweiheit leben, was eigentlich gar nicht so schlecht ist. Statt einem Monokel haben wir eine Brille mit der wir stereo, also räumlich sehen. Entsprechendes gilt für die Ohren…Aber die Nase? Wenigstens haben wir zwei Nasenlöcher und zwei Nasenflügel, die der Sommelier bei der Verkostung in den Weinkelch senkt, parbleu!
Und die Zunge? Gespalten ist sie ja nur bei den Echsen, bei der Schlange. Obwohl man meinen könnte, linguale Mutationen seien gewis-sen Professionen nicht fremd, wie z.B. die Doppelzüngigkeit in der Politik….Ja und dann haben wir noch die Bipedie, die wir Menschen mit den Vögeln gemein haben. Doch der treue Dackel Waldmann kläfft: „Auf vier Pfoten kommst du schneller zum Fressnapf!“ Dankbar schließen wir unseren quatro podalen, samtfelligen Begleiter in die Arme. Denn wir haben ein Herz, das auch für dieses Tierchen schlägt.
So hat uns letztlich die Entzweiung von der Monotonie befreit und das „Ich“ mit dem „Du“ bereichert. Zwischen beiden Wesen ist ein Tal, das Intervall, das Ich und Du mit Interesse(inter-esse = dazwischen sein) zu über-brücken streben. In dieser Begegnung vereinigen sich Raum und Zeit und es taucht aus dem „Nichts“ die Liebe als ein neues Wesen auf, das Ich und Du vereint…
Last but not least sei festgestellt, dass ohne das binäre System dieses Traktat auf dem Computer nicht verfasst hätte werden können. Und ganz bescheiden darf ich vermerken, dass ich beidhändig das Manual blind bedienen kann. Das geht doppelt so schnell wie mono-digital.
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