Von der Verniedlichung der Welt

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LAUDATIO

Gelesen zur Ausstellungseröffnung Phase 1; „WERKBANK“
„B O O T“ 
ein plastisches Werk
von 
ROLLS ROLF LANGHANS 
am 23.Oktober 2022 in der FÖRSTEREI zu Otterswang

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Rolf bat mich eine Laudatio zu halten. Es ist meine erste und ich bitte wegen etwaiger Holprigkeiten und Ausschweifungen um Nachsicht. Zu Beginn zwei Zitate die über 2000 Jahre auseinanderliegen:

„Durch Propaganda und Reklame hat man es erreicht, dass er (der Mensch) nun seinen seelischen Rhythmus verleugnet. Was er heute im Film, in Büchern, in der Musik, in der Malerei am meisten sucht, das ist die Grimasse, das Gekünstelte, das Destillat…“ 

Louis Ferdinand Celine

und
„Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel anders setzen“ 

Aristoteles

Unter dem Motto:

„Von der Verniedlichung der Welt darf ich ein paar Worte an die Versammelten richten…….

………………….

Dass man eine Mondlandung mit blossem Auge nicht sehen kann, das wissen wir Alle. Aber es gibt eine Art von psychologisch- bildhaften Enzymen. Diese verführen uns nach vorherig- medialer Einschmuggelei dorthin, wo wir Dinge tatsächlich erblicken, die wir in Wirklichkeit gar nicht wahrnehmen. 

Schon 1744 fantasierte der sächsische Hofastronom Eberhard Christian Kindermann die erste Beschreibung einer Mondfahrt in deutscher Sprache:

„Die Geschwinde Reise auf dem Lufft-Schiff nach der obern Welt,
welche jüngstlich fünff Personen angestellt“

Auch Johannes Keppler träumte einst von den bemenschten Mondreisen, die wir trotz enormer Technikentwicklung seit über 50 Jahren aus merkwürdigen Gründen nicht mehr hinbekommen. Neulich hat noch nicht einmal eine Rakete zur Umrundung des Mondes abgehoben.

Um es schließlich mit einem wirklichen Macher des abgehobenen Gewerbes, dem Sternengreifer und rocketman deutscher Provenienz, Wernher von Braun, kurz und bündig zu sagen:

„The science fiction of yesterday has become the modern history of today“

In Etwa: 

Die erfundene, spekulative Wissenschaft von gestern,
ist zur modernen Geschichte von heute geworden. 

science fiction meinte in Russland auch:
„wissenschaftliche Fantastik“.
alternative Realität, Parallelwelt und Alternativweltgeschichte

……

Zur Laudatio nun:

Nach einer ursprünglichen Bedeutung kann eine Laudatio, das Loben und preisen eines Menschen und dessen Werk, zumindest auf zwei Weisen verstanden werden.

Die eine hat den eher juristischen Aspekt im focus, einen Angeklagten durch einen dritten ins rechte Licht gesetzt zu sehen.

Und die andere beschäftigt sich dann als „Laudatio funebris“ schon mit der Bauchpinselei des just Verstorbenen (oder auch Gehenkten). Mit Beidem jedenfalls haben wir es heute nicht zu tun. Das Gegenteil ist eher der Fall. Nämlich der Enthüllung jener Machenschaften einer globalen Quatschkommode, die hier durch die Werkereien sichtbar wird. Von daher mäandern uns Fragwürdigkeiten über sein Werk entgegen. In der Vergangenheit von Zeit und Raum und den Dazwischen Nischen, wartet eine stumme Welt auf unser Echo. 

Dem Konsumdruck entsprechend, haben bestimmte Dinge eine sehr kurze Verweildauer in den übervollen Regalen der medialen Welt. Das nachhaltige Aufglauben von Gegenständen, die der Wertstoffsammelanlage enteignet wurden, ist deswegen Voraussetzung sie ihrer wahren Bedeutung zu zu führen.

So wird ein Gammler zum Sammler und schließlich zum Verwalter und König achtlos an den Rand des Daseins drapierter Dinge, die vordem unseren Alltag in der ein-oder anderen Weise bevölkerten. Für diese archivarische Besonderheit, welche das Messie-Syndrom in den Adelsstand erhebt, sei ihm schon jetzt gedankt. 

In Zeiten gesteigerter medialer Kriegsführung bietet der heutige Tag die Möglichkeit eines Befreiuungsschlag aus humorig- geistiger Abstinenz hinein in eine Wertschöpfungskette neuer Art.

Wert brauchen war gestern. Heut zu Tage geht es um Ver-wertung und Ver-brauchen von Gütern die überhaupt nur noch über EAN Codes entzifferbar sind. In der Regel… Diese wird hier und heute außer Kraft gesetzt. Sparsam gehen wir nicht um in der Erkundung des Reduzierten und kleinlicher Erscheinungen.

Mit etwas Ahnung und Er-Innerung können wir das Unleserliche im Hybrid-Humor enträtseln. An Gestalten die wie von Geisterhand gesteuert über diverse Medien in unsere Welt hinein zappeln. Es sind dies Begleiter unserer Kindheit und Druck Mittel der Freizeit, mit dessen Erpressungspotential manch einer seine Elternteile A,B, oder irgendwas in den nächsten Europapark verschleppte, um dort den Göttern einer – ander Welt – zu frönen.

Offenkundige Rätsel, also wahre Geschichten, werden aber durch im Werk vorhandene W-ORT-lose Markierungen aus der Welt der Sprachlosigkeit wieder ans Tageslicht gehievt. Zur Erbauung versammelter Ritter auf der Suche nach je ihrer eigenen Kreuzfahrt. Ein Boot spurt uns Ahnung. Gehen wir dieser nach, ent-decken wir Wegwarten im Nebel mindestens des letzten Jahrhunderts.

Boatpeople haben Hochkonjunktur, aber noch gelingt es uns nicht ganz dieses moderne Entwurzelungs Symptom zu deuten. Zu viel Camouflage ist im Umlauf und drischt Worte in andere als bisherige Bedeutungen. „Wohn-Haft in“ wird jedenfalls zu „Quarantäne“, so dass der Betroffene immerhin den Eindruck gewinnt er sei kein Häftling mehr. Sondern ein Insasse eines globalen Krankenhauses in dem er den Zeitgeist der alten Normalität desinfizieren darf.

Dass an anderer Stelle und Zeit schon lange Kopisten und Verdreher am Werk waren, sehen wir heute zum Beispiel an solchem Abklatsch wie dem „House of the Temple“ in Washington D.C. (tatsächlich einem Freimaurertempel), der von John Russel Pope nach Vorbild des legendären Maussoleion von Halikarnassos, abgekupfert wurde. Die Verfilmung einiger Szenen an diesem Freimaurer Tempel mit Titel: „Der Tag an dem die Erde still stand“ nach dem Roman: „Das verlorene Symbol“, sollen Taktgeber bei unserer Recherche- und Spurensuche sein.

Symbol, verloren, Stillstand…..  Rolf sagte neulich: „Wir pendeln auf der Stelle“

Wir erstarren in einer Zeit in der uns verordnete Vorgaben unserer Weg- und Zeitstrecken aufgezwungen werden und zucken zusammen, um wieder ins Leben zurück zu rudern….

An diesem Ort, hier, an dem sich Frei- Werker treffen mögen, können und dürfen wir im Anschluß der Vorreden, die wahren Geschichten der Werkerei der Lebenszuckungen finden. Die inneren Gestalten vertrickfilmter menschlicher Seelen, harren darauf möglicher Weise neu und in anderer Bedeutsamkeit erfunden zu werden. Ganz der Bestimmung Ezra Pounds folgend:

„make it new“
man könnte auch sagen. 

Wage Deinen ganz persönlichen re-set, nimm’s in die Hand und gebe dir eine neue Bedeutung.

Und gemäß einem Satz des Fastenarztes Spießke: – Wer nicht handelt wird behandelt – könnte man auch sagen: Der ist schon gekapert, der es nicht wagt, den Takt Schlag des Trommlers auf dem Bootsdeck durch sein kunstvolles Rudern in Triolen hinüber zu spielen. Begleitet mit dem Wunsch der Ruderer, dass der Angriff und sichere Untergang,…. eben nicht stattfindet.

Wie kommt es aber statt dessen dazu, dass der Taktgeber vom Oberdeck der Galeere die Triolen vom Unterdeck in sein Trommeln integriert und kaum merklich in einen holprigen 13/32-tel hinein mutiert?!? Jedenfalls bringt dieser frühe Bebop die in ihr Elend Rudernden schließlich zum glucksenden Kichern. Die Angst vorm Untergang geht schließlich im allgemeinen Gelächter der Rudernden unter. 

Durch subtile Taktung des Daseins wird eine Verkleinerung und Verniedlichung der Befindlichkeit erreicht, wird das Rudern in den sicheren Untergang zum Lachereignis für Sklaven, respektive den Bürger. Mittels permanent hinein getrommeltem Humor und sei es durch die Karikatur Gestalten der Macht, vergißt mancher den Pegelstand an seinem Halse.

Es mag beabsichtigt sein, eine Art Infantilisierung hervor zu kitzeln, um den Rudernden das Erwachsen- also idealer Weise das Reif- und Weise sein abspenstig zu machen. Zur Unzeit wird man dann wieder ganz Kind…

Was aber sind die Mittel dieses klein machens, des herunter relativierens und auch dem ins Lächerliche ziehenden Verniedlichens?!? Ehedem geachtete Formate von Werten und Traditionen fangen an zu wanken. Sind schließlich brabbelnde Kinderparlamente im entstehen, die sich geschlossen an den Sitzungssesseln fest ketten, weil ihnen die eigene Körpertemperatur als Klimawandel erscheint?!?

Der klein gemachte und in den Witz gezogene Ruderer vom Unterdeck, zeitigt schließlich ganz verdattert jene Selbstwahrnehmung, die sich in letzter Konsequenz nicht mehr authentisch erfahren kann. Seine Selbstreferenz und Absicht wurde immer mehr ins Alberne umgebogen.

So könnte schon Alberich, in gewisser Weise eine Art Frühform dieser Zwischenexistenzen sein. Ein Rumpelstilzchen artefakt, das sich getarnmantelt per Selbstzündung im Betrachter deponiert und seine Wirkung humorig entfacht. Glotzen wir lange genug (und als Kind und Jugendlicher tun wir das) auf die Faszination des Verzwergten, werden wir schließlich zu jenen, sich verhaspelnden und glucksenden Figuren, die sich noch in den letzten Ritzen unserer Herkunft breit machen.  Kommt dann etwa nach einer zwischen Phase der Vermenschlichung von Tieren zum Mischwesen, die Vertierlichung und Hybridisierung des Menschen zum Homunkulus? Schließlich krabbelt sich schon eine sogenannte Elite ans Abschalten ganzer Gesellschaften heran. 

Wir dürfen heute jedenfalls im Anschluß eine Art Grabmal der besonderen Art betreten, um möglicherweise jene Zusammenhänge zu erfahren die uns auf eine gewisse Weise suggerierten klein beizugeben, zu verniedlichen und leere Sprechblasen zu produzieren. Denn wer nur noch quietscht und quackt, hat nichts zu sagen.

Um aber nicht gleich im Styx zu landen und an der ersten Klippe schon mit einem Kanu zu scheitern, braucht es auf einem zivilisiertem Boot eine gewisse Ausstattung und ein funktionierendes Gemeinwesen. Man delegiert dieses für gewöhnlich an eine Besatzung. Von Morgentau überzogen sticht der Kreutzer dann in See und verschwindet im „casa di nebbia“.

Der Gleichklang von Freundlichkeit und immer dieselben Formeln der Anrede, kommen auf dem Oberdeck den eigenen Sprachentwürfen schnell zuvor. Man läßt sich gerne Bedienen von den uns Zuvorkommenden Routiniers des Simplen…

Sie sind Ausdruck eines Reiseservice an Board, von dem man sich viel erhofft hat. Am Ende aber verschläft der Ausguck seine eigene Rettung. Ein Suggestiv Unternehmen welches seinen Namen bei den griechischen Titanen borgte, hat ihm das nahende Stück Land als klimagerüttelten Eisklumpen untergejubelt. Dass wir alle in einem Boot nicht nur hocken, sondern zu ersaufen drohen, nimmt die Bordkapelle zum Anlass noch einen Marsch zu blasen, um die Panik auf der Titanic noch etwas hinaus zu zögern. The show must go on….

Immerhin wußte einer der damals reichsten Männer Amerikas Benjamin Guggenheim, während seinem Untergang noch zu sagen: „We’ve dressed up in our best and are prepared to go down like gentlemen.“ (deutsch: „Wir sind angemessen gekleidet und bereit, wie Gentlemen unterzugehen“) Stilvoll sinken… Das Gebot der Stunde….

Die Warnrufe des Diversen im Krähennest klingen denn auch bis heute eher wie das verdoofbabbeln einer verbärockten Existenz. 

So wundert nicht, dass als mitteilsam heute ein kauderwelschendes Brabbeln gilt, das uns von Un-Lauterbach-en eingeträufelt wird. Selbstverständlich in Serienform, damit auch die Aussicht auf Misserfolg lange genug verborgen bleibt. 

Noch der Fetisch: –Wenn ich einmal reich wär-, wurde uns im 2. Glotz Kanal von Shmuel Rodensky ganz gut eingetrichtert. Er sollte uns das eigene Elend in letzter Konsequenz als etwas Positives erfahren lassen. Durch das Lachen über den Anderen…, den Juden. Womit man sich auch noch in der Antisemitismus Falle wiederfand. 

WENN…. Denn bisher glaubten wir, dass die existentielle Instabilität eines russischen Schtetl der späten Zarenzeit in vergangener Geschichte liegt und Nahrung, Licht und Wasser und Heizung selbstverständlich seien. Bisher….

Möglicherweise erleben wir aber gerade, begleitet über die Infantilisierung und Verdummblödelung des öffentlichen Lebens durch unsere Politiker, die Vorbereitung auf eine Ver Schtetelung unseres DaSeins. 

Spaßmacher und Possenreisser, scheinen Hochkonjunktur zu haben. Wirken Bärbock, Lauterbach & co. etwa als die späten Neffen und Tanten jener Brabbelwesen unserer Kindheit, die uns auf ein End(ten)spiel nur vorbereiten sollten? 

Kreuzt das Boot des Unmöglichen als Traumschiff gar nicht mehr allein im TV, sondern wir alle dümpeln mehr oder weniger in den Sümpfen der Illusion und gehen langsam unter?!? Wir werden sehen…

Eine paradoxe Wirklichkeit erscheint aber, wenn man Sinken als Entstehen und Vergehen als Wandlung begreift. Ein Vorgang welcher z.B. im Relikt einer prähistorischen Barke sichtbar werden kann. Jenes Objekt am Ende der Tage, welches als Sarkophag der Seeleute und Könige fungierte.

Rilke  sagte 1910 in seinem Malte Laurids Brigge: 

„Jetzt wird in 559 Betten gestorben: Natürlich fabrikmäßig. Bei so enormer Produktion ist der einzelne Tod nicht so gut ausgeführt, aber darauf kommt es auch nicht an. Die Masse macht es. Wer gibt heute noch etwas für einen gut ausgearbeiteten Tod? Niemand. […] Eine Weile noch, und er wird ebenso selten sein wie ein eigenes Leben. […]“

Der RüpelJosef Stalin meinte angeblich zum gleichen Thema: „Der Tod eines Einzelnen ist eine Tragödie. Der Tod von Millionen ist Statistik.“

Im ersten vertonten Spektakel der Walt Disney Welt (in: The Skeleton Dance) sehen wir denn auch lauter Skelette herumhüpfen, die uns ein Lachen entkitzeln- und den eigenen Tod vielleicht in weite Ferne rücken sollen. Die trügerische Sicherheit des vorgetanzten Humors treibt uns womöglich unter Grinsen in den Mahlstrom der Selbstvergessenheit.

Sogar ein anderer Großdarsteller, der einstige Führer, mit Decknamen bei den späten Wagners USA: Unser Seeliger Adolf genannt, mochte die Disney Welt und ihren Hauptdarsteller die Maus gerne leiden. Obwohl diese gleich Chaplin als Zappel Jude verstanden wurde. Die frühe, noch anarchische Maus, war bereits in einen Vertreter von Ordnung und Kontrolle mutiert, als sie bis 1940 in deutschen Kinos herumflitzte. Was die Maus in den Staaten konnte, sollte hier ganz recht sein. „Im Reiche der Micky Maus“ nannte denn auch die bayerische Filmgesellschaft die Armada aus dem Westen. Und zu Weihnachten 1937 schenkte Joseph Goebbels seinem Chef gar 18 Micky-Maus-Filme und notierte stolz in seinem Tagebuch: »Er freut sich sehr darüber. Ist ganz glücklich über diesen Schatz, der ihm hoffentlich viel Freude und Erholung spenden wird.«

Ab 1943 traten Micky Maus und die drei Schweinchen schließlich gegen einen bösen Wolf an. Unschwer sich vorzustellen wer gemeint war. Immerhin entwickelte man Donald Duck nach Kriegseintritt der USA noch zu einem Desserteur, der sich dem amerikanischen Militär entziehen wollte. Allein der Feldjäger Kater Carlo wußte dies im Teamplay mit Donald einträchtig zu verhindern.

Der neue Welt Archetypus Mickey Mouse, angeblich dem Herrn Disney in einer Garage beim Anblick von streitenden Mäusen ins Bewusstsein gekommen, wurde uns zur allgemeinen Belustigung langsam untergeschoben und hat sich innert 3 Generationen von einem immerhin noch quitschbrabbelndem Ohrwurm zu jenen quackenden Entenstimmen verwandelt, die wir heute via werbeshows und generell im öffentlichen Leben auf unsere Ohren gedroschen bekommen. Auf keinen Fall zu vergessen sei aber, dass mit den Bremer Stadtmusikanten und Rothkäppchen immerhin die Gebrüder Grimm bei den frühen Trickversuchen Pate standen. 

Bei seinem Europa Besuch und Abstieg im deutschen Reich 1935, erwarb Disney, der „Märchenonkel der Nation“ wie man ihn auch nannte, sogar den Struwwelpeter, Bände von Wilhelm Busch, des Wiesenmännchens Brautfahrt, „der Deutsche Wald und seine Vögel“ usw. im Ganzen 150 Exemplare deutscher Erzähl- und Erziehungskunst.

Allein, es brachte als 1:1 Version nichts ein…es mußte irgendwie niedlich, skurril und komisch sein, … und eigentlich W-Ortlos….und

Man sieht den diversen Figuren dieser Mäusewelt nicht wirklich ein Geschlecht an, oder könnte ihnen auch jedes mögliche andichten. Und alle scheinen irgendwie zu einer Art Weltfamilie zu gehören, denen keine bisher bekannte Familienstruktur zu eigen scheint. Es sind ferne Verwandte, Tanten, Onkels, Neffen und Oheime, einer WWR, der world wide relationship. Innerhalb diverser Gattungen und deren Hybridwesen, könnte man meinen, dass wir uns auf die Ver-niedlich-ung und Niederungen unserer Existenz vorbereiten sehen. 

Waisenkinder frei“, steht über dem Circus in dem die Maus als Impressario die Quietsch- und Quatschkommödie für die Weltkinderschaft zu deren Selbstbelustigung losläßt. Mensch oder Maus, das ist hier nicht mehr die Frage…Wir alle scheinen mehr oder weniger zu Flüchtlingen einer unsicheren Existenz geworden zu sein, die an den letzten Käsekrümeln der alten Normalität Erinnerung nagen. 

Die Welt, früher Erde genannt wurde zu einer globalen Mausefalle in der wir medial durch Angsträume des Absurden gehetzt werden.

In den frühen Formen der Synchronisierung von Musik mit den Trickfilmen kam eine „mickey-mousing“ genannte Technik zum Einsatz. Sie bestand darin die Gesten und Wesen der Figuren mit Musik plastischer wirken zu lassen. Wohl auch deswegen, weil ihnen an Sprache mangelte. Sie hatten schlicht nichts zu sagen. Blieb also zum Spektakel nur noch die Musik übrig, als erweiterter Informationsträger einer verquakenden und verquatschenden Generation. 

Ist Musik vielleicht das Feigenblatt oder auch die letzte Hoffnung einer im Ententeich ersäuften Sprache?

Zwischenmenschliche Tragödien degenerieren inzwischen zur großen Kullerträne mit sofort folgendem seelig- strahlendem Lächeln. Kriege werden gefälligst als Tortenschlachten ausgeführt.

Vielleicht aber soll man die Reste einer Schwarzwälder Kirschtorte als Abdruck in Goofys Gesicht, als eine andere Art Frontalwaffe begreifen, die den tatsächlichen Krieg vergessen machen soll…? Wohl eher. Im Krieg muß gelacht werden um das Elend zu vergessen. Und wer bezweifelte heute dass Krieg in der ein- oder anderen Art eigentlich immer ist?!?

Ein Boot, wenn es beschleunigt, scheint sich zu erheben, ja mit kräftigem Aussenborder sich gar in ein Luftschiff zu verwandeln. Jene frühen Zigarren der atmosphärischen Bewegung die heute als Luftikusse den Bodensee umschleichen. 

Abgehobene Seefahrer die das Ätherische dem Festen vorzuziehen scheinen. So kündet nichts so sehr von der Hoffnung auf Wandlung des Groben in feinere Stoffe, als Grabbeigaben in alten Schächten oder einer schaukelnden Königs Barke, die das letzte Sonnenlicht am Horizont hinter sich her zieht.

Wo aber tauchen WIR wieder auf? An welchem Gestade wird unser Stern wieder leuchten nachdem uns laut dem Meßkircher Glockenläuter „nur noch ein Gott retten“ kann?!? Retten vor den Abgöttern medialer Besatzung?

Das Rüstzeug, eine Gaukel- und Schaukelwelt zu durchsegeln und unsere Archetypen wieder aufzutreiben, haben wir jedenfalls. Wir müssen es nur anwenden….auch zum Preis jener einsamen Figur die sich in der Wüste der Jetztzeit als Rufer wieder findet. So wie es uns der belobigte Ladungsoffizier und Schiffbauer vormacht.

Denn unser Leben wurde ver- mickey moused. Sprache einst ein lange entwickeltes und differenziertes Instrument des Informationsaustausches und der Selbstvergewisserung, erlebt seinen Niedergang im quietschen, quacken und verstottern unserer Eliten. Dort wird Verbärbockt, geistige Habecknichtse definieren den Abscheu vor sich selber neu und flache Tümpel wollen uns ein Grün als geklaudia Rot vormachen.

Die erhabene Geste einer abgehobenen und sich verquakenden Gesellschaft, erfährt aber über ihrem Grabmahl schwebend den heilsamen Schock einer Armee von Erinnerungen, die sich nicht mehr einfangen lässt. Sie segeln aber nicht einfach davon, sondern wir könnten unsere Seegel in deren Wind hängen, um im Malstrom der Geschichte wieder zu uns selbst zu steuern.

Die Spaß- und Lachgesellschaft die uns quietschvergnügt angedichtet wurde, entspricht jenem Entwurf des Sorglosen, in welchem uns die Architekten der Humorlosigkeit gerade hinein spritzen wollen. 

Ja, die alchemistischen Rituale der Verniedlichung nahezu aller menschlichen Bereiche wurde vorbereitet durch die Welt von sprachfernen Wuselexistenzen und Minigötzen aus der flimmernden Klamotte jenseits des großen Teiches. Unter Vergewaltigungsstatut noch von Grimms Märchenkiste. Planvoll oder zufällig,….. wir wissen es nicht so genau….

Stich heißt heute jedenfalls Piks. Alles zu unserem Besten selbstverständlich. Ein unterhaltsames oeuvre gekritzelt von ministerialen Entwurfszeichnern, die uns flankiert von ihren Gimmicks und ikonografischen Maskeraden in ein skurriles Entenhausen einweisen. Dieses wird gerade unter einem überdimensionierten Aeskulapstab weltweit etabliert. Donald Duck Heftchen war früher, heute gilt: Realsatire. „Ein bisschen Spaß muß Schwein“….. quackt Schweinchen Dick hinter seiner Merkelwindel.

Man wagt sich kaum vorzustellen welche Archetypen in altertümlicher Zeit den Heranwachsenden kredenzt wurden um ein starkes und bewußtes Erwachsenenleben führen zu können. Ob das Orakel zu Delphi letztlich quietschte und grunzraunzte, oder die diversen stimmlichen Entgleisungen von Schamanen doch nur fauler Zauber war..…. wir wissen es nicht. Anzunehmen aber ist, dass eine eher an der eigenen Innenschau orientierte Vorstellung von den Unbilden des Lebens den Damaligen schlüssiger vorkam.

Was uns Entenhausen allerdings einbrockte daran löffeln und würgen wir heute immer noch kräftig. Uns selbst kaputt lachend. Die Suppe ist Realität geworden. So gesehen stellt sich Mickey Mouse als frühe Version, des Ein Führer dar. In eine Verlabormausung der Welt.

Die Entrümpelung unserer verenteten Geldspeicher in denen wir uns fremdschämend wie die Panzerknacker herumdrücken, könnte als Gebot der Stunde gelten. Donald Druck’s Goldtaler sind nämlich nur in Staniolpapier eingewickelte schweizer Schokimünzen.

Während weltweit eine am homo sapiens verabreichte Subcutaninformation Namens Spritzer, äh,… nein Pfizer…. an nur 8 Mäusen getestet wurde, treten wir unerschrocken ein in das letzte Mausoleum des Abendlandes

Schwebend über der Tauchstation der Konservierung unserer Versäumnisse und Vermächtnisse, tänzeln wir eingezäunt vor den Mausefallen kommender Zeit. Nur aber wer diese finale Erfahrung macht, weis wovon er redet. Denn:

  • Auf jedem Schiff was schwimmt und schwabbelt, gibt’s irgendein der dämlich sabbelt.
    und

– Geht die Sonne auf im Westen, solltest du den Kompass testen. 

Schiff ahoi…..also…

Ran an den Speck.