Angelas letzte Reise

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…wird es so nie geben. Im Namen von Zivilisation und Humanität schenken wir auch denjenigen, die schwerster Staatsverbrechen schuldig sind, ihr elendes Leben. Und anstatt ihre Köpfe abzuschlagen, zerbrechen wir uns die unseren, wie wir sie für den Rest ihrer Tage durchfüttern können. Uns ist einfach nicht zu helfen…

Die Federzeichnung von Jacques-Louis David zeigt im Original Frankreichs ehemalige Königin Marie-Antoinette auf dem Weg zum Schafott. Die verhärmt wirkende, schlicht gekleidete Frau hat am Morgen des 16. Oktober 1793 bloß noch ein paar Löffel Suppe gegessen. So frugal ging es aber nicht immer zu. 14 Monate zuvor war die Monarchie gestürzt und die königliche Familie im düsteren Turm des „Temple“, der einstigen Residenz der Tempelritter, gefangengesetzt worden. Der „Commune“, der Pariser Stadtverwaltung, oblag nicht nur die strenge Bewachung der „Hochverräter“, denen man vorwarf, sich gegen die Nation verschworen zu haben, sondern auch die Sorge für ihr leibliches und sonstiges Wohl. Zumindest bis zum Prozess von „Louis Capet“, der als König Ludwig XVI. Frankreich 18 Jahre regiert hatte, ließen sich die aufrechten Republikaner nicht lumpen: 30 Schneiderinnen arbeiteten für die „gewesene Königin“ und nähten ihr Roben aus Florentiner Taft, für die ex-königliche Tafel waren 13 Bedienstete tätig. Dem als starker Esser bekannten „gewesenen König“ wurden mittags drei Suppen, vier Vorspeisen, sechs Braten, vier leichte Zwischengerichte, Kompotte und Früchte serviert, dazu erlesene Weine und Champagner. Abends nochmal das gleiche, allerdings begnügte sich die geschasste Majestät dann mit nur zwei Vorspeisen – vor dem Schlafengehen möchte man ja auch nicht so viel in sich hineinstopfen. Es sieht ganz so aus, als sollten die illustren Delinquenten nochmal ordentlich gemästet werden, bevor man sie zur Schlachtbank führte. Der unerschütterliche Louis, der sich als „dickes Schwein“ schmähen lassen musste, aß auch noch am Abend vor seiner Hinrichtung mit gutem Appetit… All die Pasteten und Ragouts, die Enten und Kapaune, die Truthähne und Rebhühner kosteten die junge und schon ziemlich bankrotte Republik eine Menge Geld, Marie-Antoinettes Biograf Stefan Zweig veranschlagt für Küche und Keller 35.000 Livres in dreieinhalb Monaten. Zum Vergleich: Für 1 Livre gab es ein durchschnittliches Mittagessen oder einen Sitzplatz im Theater, 3 Livres waren der Tagesverdienst eines Vorarbeiters. Der Unterhalt der „Tyrannen“ kam das befreite Volk teuer zu stehen…

Unsere modernen Tyrannen haben ihr Zerstörungswerk diese Woche wieder ein großes Stück vorangebracht. Der Föderalismus liegt in Trümmern, der Selbstkastration des Bundesrates durften wir am Bildschirm beiwohnen. Wie erbärmlich der Auftritt jener sechs Ministerpräsidenten, die trotz wortreich geäußerter Zweifel an Nutzen und Rechtmäßigkeit der bundesweiten Notbremse im Allgemeinen, der Ausgangsbeschränkungen im Besonderen ein neues schändliches Ermächtigungsgesetz im Eilverfahren durchwinkten, weil es auf dem Höhepunkt der mit dubiosen Tests herbeimanipulierten „dritten Welle“ Covid-19-Infektionen, die keine sind, und Covid-19-Tote, die es nicht gibt, verhindern soll! Statt Kriminelle zu jagen, müssen Polizisten jetzt überprüfen, ob harmlose Bürger nachts mit oder ohne Fifi Gassi gehen. Und der Winkelnotar im Schloss Bellevue, der mit seiner Hauptbeschäftigung als Grußaugust schon überfordert ist, konnte es kaum erwarten, seinen Friedrich-Wilhelm unter ein freiheitsfeindliches, menschenverachtendes und die Corona-Diktatur zementierendes Gesetz zu schmieren. Da bleibt nur die Hoffnung auf eine schallende Ohrfeige aus Karlsruhe. Zur von Politik und Ärzteschaft geschürten Hysterie passt es, dass in den Social Media ein Shitstorm des coronakonformen Pöbels losbricht, wenn Kulturschaffende, denen es offenkundig an „Empathie“, dem neuen Fetisch der Gutmenschen, mangelt, in einer konzertierten Aktion die Maßnahmen hinterfragen und auf ihre Misere verweisen, in die sie durch Merkels von langer Hand geplanten Dauer-Lockdown geraten sind. Das Schlimmste daran: Viele von ihnen kriechen vor dem moralinsauren Geplärre zu Kreuze…

Sobald der Tag der Abrechnung gekommen ist, wird zu überlegen sein, an welch sicherem Ort man die, die uns heute wegsperren, hinter Schloss und Riegel bringt. Schade, dass das Spandauer Kriegsverbrechergefängnis nach dem Tod von Rudolf Heß abgerissen wurde – es wäre der perfekte Berliner „Temple“ gewesen. Also doch wieder Moabit, wo IM Erikas ideologische Ziehväter Honecker und Mielke einsaßen? Da die „gewesene Kanzlerin“ von ihren Genossen Steinmeier, Braun, Spahn, Drosten, Söder, Lauterbach usw. getrennt werden müsste (ihr reger Austausch mit dieser Corona-Mafia hat genug Unheil angerichtet), wäre zunächst Einzelhaft geboten. Schmerzhafter als die Isolationsfolter (die sie unter dem Vorwand des Infektionsschutzes ihren Untertanen unerbittlich auferlegte) könnte eigentlich nur die Zwangslektüre ihrer eigenen naturwissenschaftlichen Traktate sein: „Zum Einfluss der räumlichen Korrelation auf die Reaktionsgeschwindigkeit bei bimolekularen Elementarreaktionen in dichten Medien“ (Diplomarbeit 1978) oder „Untersuchung des Mechanismus von Zerfallsreaktionen mit einfachem Bindungsbruch und Berechnung ihrer Geschwindigkeitskonstanten auf der Grundlage quantenchemischer und statistischer Methoden“ (Doktorarbeit 1986). Wenn man da durch ist, wird einem einiges über die Frau klar!

In einer Hinsicht können wir immerhin aufatmen: Das Kulinarrische würde den Steuerzahler längst nicht so belasten wie damals im „Temple“ die Schlemmerorgien der Familie Capet – wenigstens was Merkel betrifft, bei Braun oder Altmaier sind wir nicht so optimistisch… Obschon man es ihr nicht ansieht, spielen leibliche Genüsse für unsere gescheiterte Diktatorin keine große Rolle: Pfefferminztee zum Frühstück, etwas gegrillter Fisch, Salat, rohes Gemüse (Möhren, Gurken), weder Obst noch Kuchen, vielleicht mal ein Bordeaux. Vor allem aber ihre Leibspeise: Königsberger Klopse. Diese ostpreußische Spezialität (die trotz anderslautender Gerüchte nicht der Grund war, warum Immanuel Kant seine Heimatstadt nie verließ) gehört zu den populären Gerichten, die prinzipiell niemand besser zubereitet als die eigene Mutter oder Oma – auch der kulinarrisch nicht ganz unbedarfte Autor versteht diesbezüglich keinen Spaß. Das Rezept hat verschiedene Varianten (z. B. Hering statt Sardellen, als Beilage Rote Bete), doch eines ist allen gemein: Die Zutaten sind nicht zu teuer – Herzensküche der sparsamen Hausfrau, die jedem schmeckt. Und die Fleischklopse können ja nichts dafür, dass auch Merkel sie mag. Es wäre zu viel der Ehre für ein Auslaufmodell, wenn einem deshalb der Appetit verginge. Den Kalorienzählern sei zudem ins Stammbuch geschrieben: Für die Sauce muss das Mehl schwitzen wie in der guten alten Zeit. Denn es gilt, frei nach Loriot: Königsberger Klopse ohne Mehlschwitze sind möglich, aber sinnlos…

Hier der Klassiker in der Version von Henriette Davidis‘ „Praktischem Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche“, vollständig neu bearbeitet und erweitert von Küchenmeister Rudolf Zäch (Reutlingen 1911): 1/2 Kilo Rindfleisch, 250 Gramm Schweinefleisch, 125 Gramm entgrätete Sardellen und eine Zwiebel werden sehr fein gehackt (oder durch die Fleischhackmaschine getrieben). Man vermengt dies nun mit einer in Milch eingeweichten Semmel und mit 30 Gramm geriebener Semmel, einer Kleinigkeit Pfeffer und gehackter Zitronenschale nebst 2 ganzen Eiern und formt längliche Klöße daraus, welche man in folgender Sauce, 30 Minuten zugedeckt, langsam gardünstet: In 2 Löffel Butter schwitzt man 1 Kochlöffel Mehl hellbraun und lässt dies mit 1/4 Liter heißem Wasser sämig kochen, gibt dann einige Pfeffer- und Nelkenkörner, eine Zwiebel, 100 Gramm gehackte Sardellen,1 Esslöffel Senf, 1 Esslöffel Kapern,1 Esslöffel Essig, 3 Esslöffel Wein und eine Kleinigkeit Zucker hinzu, lässt es einmal gut aufkochen und gibt die Klopse hinein.

Gesegnete Mahlzeit!