Zum Konzert von Elmar Guantes, Kontrabass und Stefan Stefinsky, Saxophone in den Sreitfeldateliers am Laimer Berg, München
Just als der senile Joe Biden am letzten Samstag im Juni 2022 im Bajuwaren Land die Treppe der „Air schwach one“ herunter trottelte, 1 gaben „Die Beiden“ ein hervorragendes Stelldichein mit dem gutem alten „flow“. Dieser umtriebige Genosse dekliniert immer noch die hohe Kunst des Fliegens als stationäre Teilchenphysik, die quer durch die O-Beine quantenphilosophischer Quarks gedengelt werden muß, um zwar am Boden bleibend dennoch aber abheben kann. Csíkszentmihályi 2 und Castiglione 3 hatten also Recht, dass die „Ästhetik des flow“ einen bewußten Geist und durchaus reiche Praxis voraussetzen. Eins sein mit dem was man tut gebiert jenen scheinbar leichten Höhenflug der nicht abstürzen kann, weil er sich als Erdflieger immer noch auf dem Flugfeld rumtreibt. Wer die Treppe zum Flieger schon hinauf stolpert, flow’t jedenfalls nicht. 4
Gut, verstehen und wirklich fliegen ist keine Frage des Horizontes, eher der Hauch einer prekär subversiven Introspektion, die sich der Bedeutsamkeit von Ereignissen in der Regel erst im weiteren Verlauf ihres Zerfalls bewusst wird.
Quantenmechanik eben….
Beim Streitfeldfest zum 10 jährigen 5 war eine als Schall camouflierte Extrapolation zu erleben, um den Zuhörer mit den unlösbaren Formeln von Higgs-Teilchen nicht all zu sehr überzustrapazieren. Dabei handelt es sich aber weder um den neuen Parameter zur Ermittlung einer Besoffenheit, noch um den letzten Tropfen Achternbusch, der als Hicks getarnt 6 und atlantikschwimmend 7 angeblich sein letztes Gefecht betrauert. 8 Es ging im Hintergrund jener Musik um die Tiefen der Elementarteilchenphysik, benannt eben nach einem gewissen Peter Higgs. 9 So jedenfalls die Selbstauskunft von Einem der Beiden, dem Bassisten Elmar Guantes, der sich mit der Welt der experimentellen Antimaterie im Verhältnis zu seinem Instrumentenkörper unter den Bedingungen von Höhenstrahlung auseinandersetzt.
Bei den beiden Meistern spontan eruptiver Akusmatik, 10 konnte einem aufmerksamen Zuhörer freilich kaum entgehen, dass sie bei ihrem Turnen mittels geheimnisvollem Drift, nicht nur wie ein ordinärer Bodenakrobat nach vorne hüpften, sondern kunstvoll die Palette des Erinnern’s in ihren Bewegungsapart mit einmeißelten. Meint: Die komplizierten vor- und zurück Wendungen eines Barrenturners gegenüber einem Recktemperament, der sich qua Stange nur im Kreise dreht, auszuspielen vermochten.
Heute also fanden sich „die Beiden“ zusammen in den Streitfeld Ateliers am „Berg am Loam“ (Laimer Berg in München) wo die versammelten Künstler ihr langjähriges Dasein im Innenhof der Kreativität begossen. Dort schmiedeten sie ihre Instrumente um sie zum glühen zu bringen. Im folgenden werden wir uns den Klang Kaskaden dieser Beiden widmen. Joe Biden der vor kurzem im Garten seines Hauses noch: „Mom, Mom, where ist Mom“ 11 deklamierte (Mom ist seit über 10 Jahren tot) mußte an diesem Abend allerdings den Gang zum Alptraumgipfel antreten.
Wer diese Intro schon nicht versteht, sollte sich vielleicht als Hinführung 12 („bridge“ im Jazz) Albert Aylers „Goin home“ 13 zu Gemüte führen, der ja nichts anderes machte als das Largo von Dvorak’s „Aus der neuen Welt“,14 ver-bluesend seinem Dasein anzuverwandeln. Ein Zustand den dieser (Dvorak) als eine Art Urmusik der Indianer und Schwarzen imaginierte, gleichwohl damit aber eher ein Modus seiner böhmischen Heimat intonierte. Man könnte sagen, dass wir als Entwurzelte originärer Kultur im Voranschreiten dennoch den Faden immer wieder auch nach hinten, meint in die sog. Vergangenheit schießen. 15 Und auch der „blues“ ist letztlich wie Dvorak’s Hymne nichts anderes als nostalgisch verarbeitete Er-Innerung an eine Zeit vor der Zeit, als wir noch Fischen gleich, durch die unwirtliche Welt des Materiellen mitten hindurch schwammen. Ja, so etwas gab es mal….. Heute sind aus vielen Fischen von damals Angler geworden, die noch das letzte Treibgut als etwas kulturell bedeutsames in ihrem Bauchladen vor sich her schleppen. Dvorak’s Auftrag der Mäzenin Jeannette Thurber bestand aber darin ein amerikanisches Nationalepos zu komponieren. Was aber hat dies mit „den Beiden“ zu tun?!?
Unsere Beiden, bewegen sich auf dem äußerst beweglichen Boden eines Stil’s, den es als solchen gar nicht gibt (insofern Dvorak’s Largo nicht ganz unähnlich). Sie sehen sich vor eine Herausforderung gestellt, sich im Tun immer wieder neu zu aktualisieren, während sie sich dabei gleichzeitig auf die Imagination von Erinnerung einlassen. Eine hymnische Spielweise, erkennbar an der Verbundenheit von Instrument, Musiker, musikalischer Textur und Verlauf, ist Voraussetzung einer Erzählkunst, die den Anklang an Vergangenes ins Jetzt hebt, es aktualisiert und immer wieder „neu macht“. Um es mit einem Wort von Ezra Pound zu sagen: „make it new“. Neu aber immer im Rückbezug mit Kenntnis jener Pfade, die andere schon voraus gespurt haben.
Um den dreifachen Salto zum Bassisten zu bemühen, dem Ursprungs Tiroler Elmar Guantes 16 , muß man bei der Spezies der Holzschwingler schon bei speziellen Handwerkern dieses Instrumentes suchen, um einen Anklang zu finden. Zu nennen wäre z.B. der Bassist o.g. Aufnahme mit Albert Ayler, Henry Grimes, der hier in einem Solo zu hören 17 ist, nachdem er jahrzehntelang nach seiner frühen Kariere und plötzlichem Verschwinden von der Musikwelt für tot gehalten wurde. Aber er erschien wieder aus dem „off der Meinungen“ und spielte bis zu seinem wirklichen Ende. Das Leben zwingt solche Spezies tatsächlich dazu, in der Not ihr Instrument zu verkaufen, oder wie in unserem Falle über 20 Jahre abzustottern. Das nennt man Überlebenskunst.
Jedenfalls scheint mir diese bridge die über das Albert Ayler Quartett führt, eine Möglichkeit sich „den Beiden“ des Münchener Streitfeldfestes anzunähern, um jene Erinnerungsreste zu decodieren, die zunächst merkwürdig okkult daherkommen mögen. Als wolle einer (s)einen Sarg schrubben, wie der Bassist Guantes (im Video unten ab 4:50) um vor dem unvermeidlichen Ende nochmals aufzuerstehen. Oder wie der Andere, Stefan Stefinsky 18 der Albert Ayler mit seinem sound wieder zum Leben erweckt.
Jener Rhapsode und Reed’s Veredler 19 der vor seinem frühen, selbstgewählten Tod im East River unweit der Freiheitsstatue, der Urperversion des amerikanischen Alptraums, sein Saxophon in die Hybris der Mediokratie dem Fernseher schmiss, um sich anschließend den Fluten zu übergeben.
Der Ostfriese Stefan Stefinsky ist aber keineswegs ein Mann flacher Fluten, vielmehr taugt sein nach vorne schiessendes Schuhwerk eher, die Flatulenz der Korrupten unter den Weihnachtsmännern der Endzeit bis in den Wurmfortsatz zu treten. An diesem Abend entpuppte sich der Adolf Sax Jünger u.a. als Gefolgsmann von allen möglichen tierischen Geräuschen. Dass damit nicht zu Spaßen ist, erfuhr der Autor dieser Zeilen jüngst in Tirol, als ihn eine Herde Kühe während ihrer Defäkation anhimmelte, als seien sie Götter vom Sirius und er selbst nur ein Exponat jener Spezies die die Syntax des Furzens nicht versteht. Es mag sein dass sich jedenfalls der Donnerbalken 20 seinen Namen eher von tiefgehenden Basssaxophon Geräuschen borgte, denn von den spärlich pubsenden Hintern von Wohlstandsmenschen. Jedenfalls hätte auch hier Graf Trubetzkoy 21 der Erfinder der modernen Phonetik seine Wonne betr. erklecklicher Geräusche & co.
Aber, es ist merklich zu hören dass dieser Saxer eine Bildung weitestgehend in pythagoreischen Sphären genoss. Meint: Dem Harmonischen zugänglich ist. Das macht es, wie auch bei dem Fünfsaiter so erwartungsvoll gegenüber jener Annahme, dass Schwingung potentiell noch alles an Zuständen der Welt hervorrufen kann. Das Harmonische ebenso wie ein dystopisches Gekreische der letzten Tage, mit denen aber beide, ohne sich gegenseitig auf die Füße zu treten, einvernehmlich überleben können.
Es geht die Mär, dass der Bassspieler ein Überflieger sei. Nun, das mag gelten für streng erzogene orthodoxe Geister gesitteten Jazz, nicht aber für jene Partisanen, die den Angriff aus dem Hohlweg der Existenz heraus, eher als eine freundliche Erziehungsmaßnahme zur Erweckung eines trägen Geistes verstehen. Ähnlich wie dies ZEN Meister mindestens vorgeben zu tun, sind das schroffe Zurückweisen, oder die paradoxe Stelzereien eines kurzen Wortgefechtes nur dazu da, die Adepten im unglücklichen Zustand ihres verkorksten Daseins nicht all zu lange hocken zu lassen. Früher nannten die Jazz Amis das wohl: „battle on stage“ Und da geht es schlicht ums Überleben. Wer zu spät einsetzt, den bestraft die Synkope.
Analog zu dem, „der mit dem Wolf tanzt“ wendet der Fünfseiter Akrobat allerdings eine klandestine Besprechung seines Instrumentes in einer bis dato völlig unbekannten Sprache an. (s.a. Video) Auf chinesisch zu spekulieren ginge fehl, da dieser in seinem ersten Leben ein Zertifikat als Mechantroniker erwarb und vorwiegend an Franzosen rum schraubte. Doch ebenso Reste einer französischen Phonetik sind nicht erkennbar. Es bleibt also weiterhin rätselhaft welche Verdauungsgespräche er mit seinem Basskörper führt.
Schließlich ist die freie und offene Form, die offenkundig sogar peristaltische Unterhaltung beinhalten kann, immer auch Abbild eines Erfahrungshintergrundes. Frei wird sie -sich ins Verbindende setzend-, was in der Streitfeldstrasse zu dem Versuch gehoben wurde, reflexiv-performativ zu arbeiten d.h. im Seiltanz ohne Netz sich jener Tatsache bewußt zu sein, dass jeder Fehltritt den sicheren Absturz bedeutet. Und deswegen ad hoc umgedeutet werden muß in das Gelingen weiteren Aufstiegs, oder wenigstens eines horizontal schwebenden Gelingens. Der Fehltritt des intuitiven Spiels, in etwa vergleichbar dem Strömungsabriss bei Düsenfliegern, darf also gar nicht erst als solcher erscheinen. Auch deswegen mag das Okkulte eine Technik der Tonpiloten sein, um bei Sinkflug ihrer vergänglichen Cluster nicht „Das letzte Loch“ (Achternbusch) 22 zu tangieren. Schließlich kann man Unsägliches dennoch sagen, indem man geschickt vermeidet Unsagbares der Worteschmiede zu überlassen.
Wer weiß also schon, was uns Vögel wirklich zwitschern?!?
Die Verwandlung möge sich also in der Echtzeit jener Wahrnehmung vollziehen, dass es schief gehen könnte. Bestenfalls erdacht mit dem Knie, um auf ein Wort des Denkorgans von Joseph Beuys anzuspielen, der gefragt womit der denke, eben seinen Beinknorpel bemühte.
Elmar Guantes, contrabass und Stefan Stefinsky, saxophone spielen und streiten sich warm für die Präsentation ihrer aktuellen CD, die am Tegernsee aufgenommen wurde und im Oktober erscheinen wird. Feinste minimalistische Erörterungen und Zwiegespräche, als sei man hinter dem Mond auf der Suche nach einem Ausweg aus dem Dilemma, dass die Chinesen doch die ersten waren, die ihren Jadehase dort oben auf dem Trabanten in den Staub setzten. Stanley Kubrik aber kredenzte immerhin die bessere Fernsehshow vor der ersten Glotze, kurz bevor es Albert Ayler nicht mehr ertragen konnte, dass Show gleich Wahrheit sein soll.
Rhapsoden, wie unsere Beiden, ehedem wandernde Sänger des antiken Griechenlands, sterben aber nicht aus. Sie werden wieder geboren und erscheinen gerade in jenen Zeiten, da die Apokalypse die Ärmel hochkrempelt um wieder einmal alles zu zertrümmern. So lange aber die Geschichtenerzähler des Schalls ihre zeitlosen Erinnerungen pflegen und in den Wind singen, werden sich die Resetler in ihren versifften Hochglanzlöchern selbst mit Irrsinn vergiften. Authentische Musik war für sie nämlich schon immer der Sirenengesang ihrer Existenz, unter deren Eindruck sie sich verflüssigten wie das Wachs in den Ohren Odysseus. Ein Mast aber an dem sie sich von ihrem kranken Klientel, den Staatenlenkern des Abgründigen festzurren lassen könnten, ist nicht mehr vorhanden. Die Menschen haben ihn mit Bewusstseinsschärfe einfach abgesägt.
timeout…
Die heutigen Orphiker sind also wie eine Brandmauer gegen die Seelen schreddernden Schwachköppe und Umprogrammierer dieses Globus. So lange die hält, können ihre Zuhörer getrost den letzten Rest im Bierglas über ihre Schulter kippen, um das Feuer des Wahnsinns trocken zu legen.
In einer Welt in der praktisch alles was in uns hinein gestopft wird, reiner Blödsinn ist, macht der Name dieser Beiden durchaus Sinn: Nämlich ITSELF, „selbst,“ (im weitesten Sinne). Wer denn sonst, möchte man sagen.
Sogar Max Stirner 23 könnte noch angeführt werden in der Aktualisierung von „sich selbst“. ITSELF, uns selbst, dem Einzigen was wir jeweils „haben“ um dieses im Werden immer wieder neu und anders zu gestalten. DIES ist unser Eigenes, Eigenstes und Eigen-tum, dem wir des Überlebens willen bedürfen.
„Der Einzige und sein Eigentum“ 24 …. selbst…itself
Die Erinnerungsschmiede des Pythagoras, das Hämmern und Zupfen der Saiten und Röhren der Auleten 25 aller Zeiten,…
möge Beiden durch die Reise der Zeitlosigkeit beistehen. 26
ITSELF
zur Ursprünglichkeit von Musik s.a. KLANG EINES VERSCHWUNDENEN KONTINUUMS
- s.a. Rauftrotteln
- s.a. flow
- s.a. Sprezzatura
- Nach Mihály Csíkszentmihályi bedingt das Eintreten von Flow-Gefühl klare Zielsetzungen, eine volle Konzentration auf das Tun, das Gefühl der Kontrolle der Tätigkeit, den Einklang von Anforderung und Fähigkeit jenseits von Angst oder Langeweile in scheinbarer Mühelosigkeit. oder mit Castiglione…. [daß das, was man tut oder sagt, anscheinend mühelos und fast ohne Nachdenken zustande gekommen ist. Davon rührt, glaube ich, großenteils die Anmut [la grazia] her… aus : WIKIPEDIA
- Streitfeld Ateliers
- Hick’s last stand
- Die Atlantikschwimmer
- Herbert Achternbusch verließ am 10. Januar diesen Jahres das Land „in dem er noch nicht einmal gestorben sein möchte“ für immer. / NACHRUF AUF KS
- s.a. Higgs-Mechanismus
- Akusmatik
- YouTube
- all about jazz
- GOIN HOME
- LARGO aus der 9. Sinfonie
- s.a. CODA, zur Entstehungsgeschichte eines songs // aus: Klang eines verschwundenen Kontinuum
-
„Die Musik ist die Stenographie des Gefühls.“ – Leo TolstoiElmar Guantes ist im Laufe seines Lebens mit seinem Instrument verschmolzen. Wenn er zusammen mit seinem Kontrabass auf die Bühne tritt, weiß man nicht mehr so genau, ob er das Instrument oder das Instrument ihn beherrscht. Dass aus dieser Symbiose zwischen Mensch und Instrument Wunderbares entstehen kann, hat er in seiner fast 40-Jährigen Laufbahn immer wieder eindrucksvoll zur Schau gestellt.
- Henry Grimes solo
- HOMEPAGE Stefan Stefinsky
- die aus Schilfrohr gefertigen Holzblättchen zur Tonerzeugung mit Holzblasinstrumenten
- Donnerbalken
- Trubetzkoy
- Das letzte Loch, Filmportal
- Max Stirner
- Der Einzige und sein Eigentum
- Aulos
- Weitere Information zu Biografie, Kooperation, Aufnahmen, Besprechung der Musiker usw. ergoogele man ITSELF
Du musst angemeldet sein, um kommentieren zu können.