Wie Journalismus das Denken zerstört, Teil I

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Bild: Horst Seehofer auf dem Walchensee, als er merkt,
dass er in die falsche Richtung gerudert ist und gleich zurückrudert.

Sigmund Freud und die Medientheorie


Freud hat mal ein „Seelenmodell“ aufgestellt, das sich in drei Teile gliedert.

1. Das ÜBER-ICH (moralische Instanz mit Geboten und Verboten)
2. Das ICH (kritischer Verstand und Triebverzicht)
3. Das ES (Lustprinzip, Libido, Destrudo)

Das ÜBER-ICH kann man sich vorstellen als nervige Kindergärtnerin, die den ganzen Tag sagt: Hör sofort auf damit! Das sagt man nicht! Das macht man nicht! Das ES wäre das verzogene Kind mit den merkwürdigsten (häufig düsteren und zerstörerischen) Phantasien, das keine Grenzen kennt. Und das ICH steht ungelenk dazwischen, so lange es nicht zu wild zugeht und es sich ganz wegducken muss. Freuds Theorie ist weniger orakelhaft, wenn man sich vor Augen führt, dass sie in den Medien wirklich praktisch angewendet wird, mit sehr viel Erfolg, obwohl man schwer sagen kann, was das für ein Erfolg sein soll, also welchem Zweck diese Methode genauer dient. Früher hat das ÜBER-ICH in der Werbung gerne als Schrift Gestalt angenommen und das ES als Bild(er). Diese Verfahrensweise erweckt einen Eindruck von Klarheit, aber sie ist nicht klar, ihre Widersprüche sind nur unausgesprochen. Zum Beispiel in der Zigarettenwerbung. Während man ganz angenehme Bilder von Cowboys zeigte, die frei durch schöne Landschaften galoppieren und sich eine Zigarette anzünden, sagte man hinterher: Rauchen kann Krebs verursachen. Oder: Rauchen schadet der Gesundheit.

Heute hat man es umgedreht oder vermischt, indem auf einer Zigarettenpackung (ich glaube PallMall) steht: Enjoy the moment! Und darunter ein Bild eines Sterbenden an einem Sauerstoffschlauch gezeigt wird. Noch weiter drunter kommt noch die Botschaft eines Ministeriums, dass das Rauchen unfruchtbar mache und so weiter. Was soll nun ein Raucher mit allen diesen Botschaften anfangen? Er will sich eine anzünden, aber er hat auch Angst oder ihm wird schlecht von einem Foto mit dem Raucherbein. Und diese widersprüchlichen Botschaften kommen nicht daher, dass die Zigarettenfirmen und die Weltregierungen im Streit stünden. Der Mensch SOLL immer etwas verwirrt sein. (Zugleich erhält er die Botschaft, dass nur die Regierungen an seiner Gesundheit interessiert sind und die Firmen ihn langfristig umbringen wollen, unter dem Vorwand, ihn zu bespaßen. Das ist eine in Zigarettenpackungen versteckte und nicht offen zugegebene ‚kommunistische‘ Ideologie.)

Ganz ähnlich war es auch, als in den Zeitungen über Flüchtlinge berichtet wurde. Das ÜBER-ICH sagte als Zeitungsartikel, wie gut es ist, dass Deutschland endlich so offen und fair ist, all diese Menschen aufzunehmen, aber das Bild zu dem Artikel, zeigte vermeintliche Flüchtlinge von hinten, mit schlecht sitzenden Hosen, ungekämmten Haaren, wie sie mit Rucksäcken und Tüten „auf Deutschland zugehen“. Das ist das ES – ES hat Angst! Menschen von hinten kann man nicht einschätzen, solche Fotos machen noch den sanftesten Betrachter aggressiv. Und das ist so gewollt, natürlich! Wie leicht hätte man Ausländer von vorne zeigen können, lächelnd, harmlos, dankbar für die Hilfe! Aber die Botschaft ist eine doppelte: Deine innere Kindergärtnerin muss es gut finden und rechtfertigen, dass dieser Menschenstrom nach Deutschland kommt, aber innerlich und „unbewusst“ sollst du dagegen sein, sollst Angst und Aggression gegenüber den Unbekannten empfinden.

Wenn man vom Unbewussten oder ‚Unterbewussten‘ spricht, muss man sehen, dass es mindestens zwei Arten gibt.

  • Dasjenige, das man sich bewusst machen kann, indem man Dinge bemerkt und reflektiert.
  • Dasjenige, das man sich nicht bewusst machen kann, weil kein Bewusstsein dort hin reicht, z.B. das Immunsystem, das Nervengeflecht, die Nachrichten, die das Gehirn mit dem restlichen Körper austauscht.

Das zweite ist das wirkliche Unbewusste und es gibt viele, die versucht haben, es ins Bewusstsein zu rücken, beispielsweise Yogis, die ihren Herzrhytmus kontrollieren wollen und manchmal sogar können. Aber das ist alles sehr fraglich, man weiß nicht wie viel Aufwand dazu nötig ist (nicht jeder hat Zeit, 8 Stunden am Tag Yoga zu machen) und ob es den Aufwand letztlich wert ist.

Das erste ist aber in Wirklichkeit eine Verschwommenheit im Denken, die sich keiner erlauben kann, wenn er nicht Spielball der Medienmacht sein will. Manchmal sind die versteckten Botschaften in Werbungen auch so sonderbar, dass man sich fragt, an wen sie sich richten und wozu?

Nie werde ich ein Plakat an einer Bushaltestelle vergessen, eine Werbung für die PSD Bank. Es zeigte ein Kleinkind in Windeln von hinten, wie es Treppen empor klettert, die aber keine Treppen waren, sondern Bücher mit den Buchrücken zum Betrachter. Es waren etwa fünf Bücher, wobei die unteren vier Titel zeigten wie „Die Schritte zum Erfolg“ oder „Die Stufen zum Wohlstand“, es waren also Selbsthilfebücher. Nur das oberste Buch hatte seinen Titel auf dem Kopf stehen: es war Franz Kafkas Der Prozess.

Dieses berühmte Buch handelt von einem Mann, der mit 30 Jahren angeklagt wird, aber er weiß nicht, weshalb, er erfährt es auch nach langen Recherchen nicht. Da er selbst in einer Bank als Prokurist arbeitet, kann er sich sehr gut und juristisch ausdrücken, aber das hilft ihm alles nichts, er wird letztlich zum Tode verurteilt. Er versucht vorher, Hilfe zu bekommen und mit Menschen zu sprechen, aber es ist unklar, wer etwas weiß oder nicht und so weiter. Zum Beispiel gelangt er einmal an den Tisch des Richters, der für seinen Fall zuständig ist und will seine Unterlagen durchwühlen, um etwas zu erfahren, aber er findet nur Pornohefte.

Da so ein Roman keine wirklichen Bilder, sondern Sprachbilder, verwendet, kann man sagen, dass der Kontrast dadurch entsteht, dass alle Figuren dort wie Kindergärtnerinnen (also als ÜBER-ICH) sprechen, aber in Wirklichkeit ein hemmungsloses, sehr düsteres ES umherkriecht, das niemand genau verorten kann. Man versteht nicht: existiert dieses Gesetz? Was war das Verbrechen, wenn überhaupt, denn der Protagonist weiß es nicht und niemand scheint es zu wissen! Wer sind die Richter und haben diese noch Befehlsgeber über sich? Ja, es ist so beunruhigend, wie alles, wo die Freudsche Methode sichtbar wird.

Und ich möchte behaupten, dass keiner das Buch (Der Prozess) versteht, der sich nicht zugleich mit Kafka als auch zufällig mit der Freimaurerei beschäftigt hat.


Der falsche Ton

… oder versteht ihr Franz Kafka besser, wenn Theodor Adorno ihn erklärt?

„Die Verdunkelung, das Abbrechen der parabolischen Intention sind Konsequenzen der Aufklärung. Je mehr Objektives sie auf den Menschen reduziert, desto trostloser, undurchdringlicher liegen die Umrisse des bloss Seienden vor ihm, das er nie vollends in Subjektivität aufzulösen vermag und aus dem er doch das Vertraute heraussaugte. Kafka reagiert im Geiste der Aufklärung auf den Rückschlag in Mythologie.“

– T. W. Adorno (1953), Aufzeichnungen zu Kafka

Ohne den richtigen Ton trifft man das Thema nicht. Ob der Ton nun zum Thema führt oder umgekehrt, ist ‚Huhn oder Ei‘.

„Um die Wahrheit zu sagen, hatte Yorick nämlich eine unüberwindliche Abneigung in seinem Wesen gegen die Erhabenheit1, nicht gegen das Erhabene an sich; – denn wann und wo es verlangt war, konnte er tage- oder wochenlang der Würdevollste oder Ernsthafteste unter den Sterblichen sein; – aber er war ein Feind der gestellten Erhabenheit und erklärte ihr den offenen Krieg, wo sie nur die Tarnung des Unwissens oder Wahnsinns darstellt; und wenn sie ihm tatsächlich begegnete, gleich wie verborgen oder geschützt, dann ließ er sie selten gewähren. Wenn er seiner wilden Sprechweise manchmal ihren Lauf ließ, dann sagte er, dass die Erhabenheit ein umherreisender Gauner sei; und außerdem von der gefährlichsten Art, fügte er noch hinzu, da überaus gerissen; und er glaubte wahrhaftig, dass mehr ehrliche und wohlmeinende Menschen durch diesen in einem Monat um ihr Hab und Gut gebracht wurden, als durch Taschen- oder Ladendiebstahl in sieben. Im bloßen Temperament eines fröhlichen Herzens, sagte er, bestünde keine Gefahr,- nur für sich selbst:- wohingegen das ganze Wesen der Erhabenheit hintersinnig und damit betrügerisch war: – es war ein gelernter Trick, um höher im Kurs der Welt zu stehen, als man durch seine Vernunft und sein Wissen wirklich wert war: kurz, sie war nicht besser, sondern häufig noch schlimmer, als das, was ein französischer Geist einst so treffend in folgenden Worten beschrieb, – Eine mysteriöse Körperhaltung, die eingenommen wird, um die Fehler des Geistes zu verdecken; – diese Definition von Erhabenheit erklärte Yorick unvorsichtigerweise für wert, in goldenen Buchstaben geschrieben zu sein.“

– Tristram Shandy, I. xi, Laurence Sterne

Wenn ein Angeklagter vor dem Richter steht und sagt: „Ich habe ein großes Problem…“ Und der Richter antwortet: „Ich habe auch ein großes Problem. Wenn ich Sie nicht in zehn Minuten zum Tode verurteile, komme ich zu spät zum Mittagessen! Hahaha!“, dann wäre die Öffentlichkeit sehr unzufrieden. Tritt etwas Unwillkommenes zu Tage, dann liegt der Öffentlichkeit mit ihrem Anstandsgefühl nicht daran, zu erkunden, was es ist und warum es ist (und das wäre eigentliches Philosophieren), sondern sie wünscht, dass es wieder hinter einen Schleier zurückgedrängt wird. Den Schleier der Gerechtigkeit, der Wissenschaftlichkeit 2, der Erhabenheit, der Humanität, je nach dem.

Dieses Problem gibt es seit antiker Zeit, deshalb ist dem Richter die Robe so heilig, deswegen lernt er jahrelang ein formelhaftes Sprechen. Dort lässt sich alles verstecken, Gleichgültigkeit, schlechte und gute Laune, ein Kater, Lachlust…

Napoleon soll mal gesagt haben „Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist es nur ein kleiner Schritt.“ Ja, auch ein Napoleon muss mal Recht haben. Aber woher kommt es, dass zwei Dinge, die ’so weit von einander entfernt sind‘, wieder so leicht in einander fallen können? Man darf nicht auf Sprachbilder hereinfallen. ‚Weit entfernt‘ oder ‚ein kleiner Schritt‘ sind Sprachbilder und die beiden Begriffe, um die es hier geht, sind alles andere als klar.

‚Anstand‘ zum Beispiel ist auch so ein Begriff, der den Hang hat, in sein Gegenteil kippen zu wollen. Es kann ganz harmlos damit beginnen, dass man aus Anstand seine Stimme verstellt und die Wörter anders wählt, als sie sich zuerst im Kopf gezeigt haben. Aber richtig verrückt wird Anstand, wenn ein Vater seine Tochter umbringt (oder was weiß ich!), weil sie den Anstand oder die Ehre verloren hat oder schwanger oder verknallt ist, wodurch sie den Namen der Familie zerstört hat und zahllose künftige Generationen und so weiter! Und die tragischste Pointe ist, dass der Vater in seinem ganzen Leben nie jemanden geliebt hat, wie diese Tochter und er begründet diesen Kindesmord noch mit seiner tiefen Liebe!

Und der Theaterdichter bringt sowas auf die Bühne und das heutige Publikum ist perplex aber gleichzeitig froh, dass solche bösen Zeiten vorbei sind und der vernünftige Zeitgenosse nicht so irrational ist.

Dabei ist dieses Umkippen des Guten in das Böse weder mysteriös, noch gehört es der Vergangenheit an. Das Problem an den sogenannten ‚Gutmenschen‘ ist sicher nicht, dass sie einfach immer ‚gut‘ sind. 3

Naive Menschen und Kinder denken, dass eine Fernsehmoderatorin ihre wahre Meinung im Fernsehen sagt. (Als ich ein Kind war, dachte ich sogar, es wäre verboten im Fernsehen zu lügen und dass dort folglich nur die Wahrheit gesagt werden darf.) Weniger naive Menschen denken, die Frau behält ihre eigentliche Meinung für sich, aber das ist nur eine Vermutung, denn womöglich hat sie gar keine (eigene) Meinung. Viele denken nicht, dass die Moderatorin ihre wahre Meinung sagt, tun aber so, als ob sie das denken würden, weil sie das für eine ‚Konvention‘ halten. Kinder können das nicht recht durchschauen und glauben, dass die Person glaubt, die Moderatorin würde wirklich ihre Meinung sagen. Der Mensch, der an ‚Konvention‘ glaubt, findet es gut, dass sich das Kind hier irrt, weil ’sich das so gehört‘, obwohl unklar ist, warum und obwohl er sich nie fragt, was die Meinung der Moderatorin sein könnte.

Eigentlich ist es klar, dass die Moderatorin bezahlt wird, für das, was sie sagt. Weiter ist klar, dass die Zuschauer nicht dafür bezahlt werden, dass sie sich selbst und andere in so merkwürdige und ihrerseits undurchdachte Lügennetze verstricken.

Ein Schriftsteller kommt zum Interview, die schöne Interviewerin stellt ihm Fragen über sein Buch, obwohl sie es nicht gelesen hat. Beide wissen und ‚überspielen‘ das. Der Schriftsteller denkt unter anderem, dass die Zuschauer sein Buch eher kaufen, wenn dieses Scheingespräch (Interview) möglichst lustig und natürlich verläuft. Weiter denkt er, dass er sich höflich gegenüber der Frau benimmt, wenn er so tut, als ob sie sich für etwas interessiert, was ihr in Wirklichkeit egal ist. Aber ist das wirklich Höflichkeit oder Unwahrhaftigkeit oder auch Unterwürfigkeit vor einer Macht, die hinter der Frau steht?

Das Deutsche Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (mit Datum der Erstveröffentlichung 1854), erklärt:
HÖFLICH, auf hofgemäsze weise, nach art eines fürstlichen hofes, mhd. noch ohne umlaut, hovelîch, was auch in spätern nhd. quellen noch nachklingt: hofischvel-lich curialis, curialiter. voc. inc. Theut.

Ein Hof ist eine sehr autoritäre Struktur voller Konventionen, an dem Wahrhaftigkeit selten oder Wenigen erlaubt ist. Was bedeutet Höflichkeit? Es hat in unserem Sprachgefühl etwas zu tun mit allgemeiner Gefälligkeit und wir verwenden das Wort nicht für Unterwürfigkeit vor Machtstrukturen – obwohl es im Alltag sehr häufig trotzdem darauf hinaus läuft.

Ein Begriff für ein Verhalten kann einem Menschen nur so klar sein, wie ein Verhalten, das er selbst an den Tag legt.

Das Problem der Lüge geht viel tiefer als dieses Wort und die Lüge ist kein Problem, das sich mit Logik lösen lässt. Der Taschenrechner ist kein Orakel, er kann nur berechnen, was wir hinein tippen und damit schon vorher interpretiert und gewichtet haben.

Logik kann zum Beispiel nicht „Perspektive darstellen“, Schwerpunkte setzen oder Größenverhältnisse vor Augen führen. Man könnte anti-utopische Gesellschaften ersinnen, wenn man einfach sagen würde, im Land X war das Lügen verboten und wurde mit dem Tode bestraft. Wenn einer auf die Frage: „Hast du Hunger?“, aus Höflichkeit oder Schüchternheit antwortet: „Nein“, ja, dann hat er eben sein Leben verwirkt in unserem calvinistischen Arabien. Hingegen einer, der in der Öffentlichkeit vorsichtig verschiedene Wahrheiten so in einander gesteckt hat, dass sie zusammen eine Unwahrheit ergeben und – was noch schlimmer ist – zu falschen Konsequenzen führen und sehr große Mengen an Menschen absichtlich in Not stürzen – ein solcher kann weiter als moralischer Held Utopiens gelten. Und sollte ein Mächtiger doch einmal in Schwierigkeiten geraten, dann hätte er einen ganzen Stab professioneller Logiker hinter sich, die seine Sache so verständlich und unverständlich erklären, dass keine weiteren Fragen aufkommen.

Durch einen vorherrschenden, falschen Ton wird in unserer Corona-Diktatur ein Maßnahmenkritiker innerhalb von drei eingeübten und oft wiederholten Sätzen (u.a. „Jeder Tote ist ein Toter zu viel.“, „Ja, dir ist es wohl egal, wenn andere sterben?“) zu einem Befürworter des Massenmords. Und diese Anschuldigung ist so verunsichernd, dass der Kritiker meistens seinen Ton verliert und anfängt, höher und hastiger zu sprechen. Im Spiel der Rhetorik hat er oft schon verloren.

Der Grund warum die Demokratie so schlecht funktioniert liegt darin, dass sie immer nur an der falschen Stelle gewährt wird. Das Volk soll nur beurteilen dürfen, was es nicht beurteilen kann (und es gibt mehrere Arten des Fragestellens, die eine Beurteilung oder Entscheidung unmöglich machen). 4 Und wenn das nicht ausreicht, um die Demokratie in ihrer Idee zu ersticken, senkt man einfach das Wahlalter.

Das Richtige an der falschen Stelle ist nur falsch. Man desinfiziert nicht seinen Kopf, wenn man am Fuß eine Schnittwunde hat. Wenn man das tut, kann man nicht behaupten, dass das Desinfektionsmittel nicht funktioniert.

In der ‚Rhetorik‘ sitzt ein Mensch mit vollkommen richtigen oder überlegenswerten Ansichten vor Helmut Kohl, Markus Söder und Franz Josef Strauss (es reichen auch zwei solche Gestalten) und sie machen ihn in einer konzentrierten Aktion so platt, dass sich kein einziger Zuschauer traut, auf der Seite desjenigen zu sein, der richtige Ansichten hervorbringt. Besonders grotesk wird es, wenn sich das ‚demokratische Volk‘ überhaupt nicht traut, auf der Seite desjenigen zu sein, der es gut mit ihm meint. 5


Es folgt Teil II


Anmerkungen:

  1. Alternative Übersetzungsmöglichkeit, Bedeutsamkeit
  2. Erhabenheit ist seit langem nicht mehr modern, heute ist es vor allem die Wissenschaftlichkeit, die vorherrscht, und das hat den großen Vorteil, dass sich die Gleichgültigkeit fast gar nicht verstellen muss.
  3. Dass die Rechten automatisch Recht haben ist auch nicht der Fall. Sich auf Recht berufen ist auch nicht der Ursprung von Gerechtigkeit. Siehe u.a. Kapitel 5: ‚Namen sind keine Dinge‘.
  4. Zum Beispiel: „Seid ihr für oder gegen den Brexit?“ ‚Brexit‘ ist dabei ein Bedeutungsträger, der keine eigentliche Bedeutung hat, schon gar keine ‚intrinsische‘, da es sich um eine Wortneuschöpfung handelt.
  5. Manche bezeichnen dies als ‚Stockholmsyndrom‘.

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