Eines der vielen Hauptprobleme derzeitiger Berufspolitiker im Staate Germania, ob Frau, Mann oder Es, ist sicher die zu lange währende Amtszeit.
Es greift auch dort das Unwesen des kommunalen Sesselsitzens um sich. Wobei oft gilt: je mediokrer, je länger wird der Sessel ausgesessen und je unfähiger, desto länger und besser rollen die Dukaten bis das der Tod es endet. In der Conförderatio Helvetica läuft es, zumindest was die höchsten Ämter im Staatswesen anbelangt anders. Eine zeitliche Beschränkung auf ein Jahr ist diesen zugemessen.
Das Format einer Zigarre hingegen, wir reden aus aktuellem Anlass gerne von den Formaten „Corona“ und „Corona Grande“ hat den großen Vorteil per se voller Genuß zu sein, etwa ein bis zwei Stunden zu dauern und die Folgen des Genusses sind abwägbar. Ganz im Gegensatz zu den Folgen der Amtszeit einer politischen Person, die erheblichen Schaden anrichten kann, der sich auf das Wohl des Staatswesens höchst unglücklich auswirken kann. Im Falle der Zigarre sind das eine erhöhte Lebensqualität verbunden mit verstärkter Abwehr von Viren im Mund, Nasen und Rachenraum. Durch die Reizbarkeit besagter Bereiche und die Belebung der Nerven mit zugleich beruhigender Wirkung erhöht das Rauchen die Abwehr von Insekten und anderem Ungeziefer. Während die amtierenden Politiker und Politikerinnen Ungeziefer und Insekten mit der Bezeichnung Lobbyisten und andere Nutznießer geradezu anziehen. Ein weiterer Vorteil einer Qualitätszigarre ist zudem Format zu besitzen. Also entspannt lässt sich beim Rauchen einer Zigarre vortrefflich über politischen Irrsinn und Planspiele diverser Zweifüßler mit retardierenden Hirnapparaturen hinwegpaffen. Dito über deren beratende administrative Schwanzfüßler, zählend zur Spezies der minores adjuvanti.
Bedenken wir dies am besten bei einer Trinidad, die der Verfasser dieser Zeilen einst von einem Diplomaten geschenkt erhielt, der in direktem Austausch mit dem ebenfalls lange amtierenden, nun in Seligkeit oder wie auch immer, ruhenden Fidel Castro erhielt. Bonum est fumare, empfehlen insbesondere Chefärzte. Es kommt auf das Maß und die Qualität an. Nicht umsonst rauchten und rauchen gewisse Völker Tabak bei religiösen Zeremonien. Wählen wir als Ort, statt der Raucher-Lounge eines großen Hotels oder den Platz am Kamin im eigenen Landsitz ausnahmsweise den Benazet Pavillon an der Lichtentaler Allee, gegenüber vom Palais Biron. Einst Wohnsitz bedeutender hanseatischer Kaufleute, dann aristokratische Residenz, dient das Haus heute der Industrie und Handelskammer. Zuweilen werden die Räume als Tagungsort genutzt, auch als Brutstätte für den politischen Nachwuchs, da kommen die sogenannten Young Leaders zusammen und erhalten Schulung, wie es am besten funktioniert die Wähler zu veräppeln und aus Lügen Wahrheiten zu formen. Was aber fehlt diesen Führungsfiguren in der Regel? Gerade das Format, die feste Wicklung. Dafür sind Abwicklungen jeder Art vorhanden, Charakter oder Qualität mitnichten. Kurzum es fehlt eigentlich Alles was einen Staatslenker ausmachen könnte. Es sollen ja auch die entsprechenden willfährigen Befehlsempfänger erzogen werden, die für im Hintergrund agierende Eliten funktionieren und dafür entsprechend Geld und Privilegien erhalten, die oft aus den Fächern Betriebswirtschaft und Jurisprudenz sich rekrutieren mit falschem Doktortitel oder merkwürdigen Studienläufen und Lebensläufen oder anderen Ungereimtheiten mehr. Je dümmer gewickelt, je blöder die Pose und Figur, je affektierter die Mischung, je ähnlicher dem durchschnittlichem Quadratspießer, desto weiter kommen diese Pygmäen der Tagespopularität. Das wird dem braven Bourgois dann als große Wahlentscheidung oder Demokratie verkauft. Mündig sei er der Bürger, so lange Wahl ist danach und davor wird dieser zum Schutze seiner Selbst, ja seiner Gesundheit neuerdings, natürlich komplett entmündigt.
Das jämmerlich gewickelte billigst Zigaretten-Päckchen der Marke Mutti, oder der nette Kumpel von Nebenan, oder die Ober-Öko-Tante, oder der scheinbar sozial engagierte Buchhalter oder sonst wer, bitte schön! Als der Weisheit letzter Schluss und der Wähler als Wille und Vorstellung macht vielleicht von seinem Recht Gebrauch und setzt das Bestellkreuz bei den radikalen Tabaksorten, den „pezzi tedeschi“ mit starker Finalwirkung. Was verständlich wird angeruchs der vielen Wolken aus Dunst und Kraut aus der Uckermark, der Horror-Aficinados geheime Lieblingsmarke und zu altkommunistischen Bierabenden mag sie taugen. Großangelegte, wohl finanzierte Medienpropaganda versucht uns später zu vermitteln, dass selbst im größten Mist höchste Staatskunst ist. Und der deutsche Michel glaubt es sogar.
Wie sagte schon Heinrich Heine: denk ich an Deutschland in der Nacht, so bin ich um den Schlaf gebracht. Im Wintermärchen steht das zu lesen. Eine moderne Form des Wintermärchens haben wir gerade hinter uns. Besser ist es wohl, eine Zigarre zu genießen, als sich darüber aufzuregen. Es muss kein Whisky begleiten. Es passt ebenso vorzüglich ein delikater Rotwein, etwa vom Château Petrus, oder besser von Château Lafite oder es kann auch ein feiner Spätburgunder aus Baden sein, oder ein Italiener ob aus dem Veneto, aus der Toskana oder von Sizilien. Letztere empfehlen sich für gemeine Wahlbürger- Die Auswahl überlasse ich ganz dem Gusto und dem Geldbeutel der Genussfähigen. Als verstärkendes Zündmittel zum Spahnholz wird der Wahlschein oder ein Geldschein empfohlen (letzterer ist leichter möglich, sofern man der politischen Klasse angehört), freilich kann auch der Impfpass verwendet werden, sofern das Papierformat vorliegt. Dabei lasse man den vorgeschlagenen Figuren keine Aufmerksamkeit zukommen, denn das könnte sich auf den Genuss beeinträchtigend auswirken. Als Lektüre empfiehlt sich Dostojewski oder besser Turgenjevs Roman Rauch, welch passender Titel. Alles Andere wäre pure Zeitverschwendung.
‚Rauch‘ kann ich nur wärmstens empfehlen, wenn Sie den Roman nicht kennen. Er könnte Ihnen gefallen, er spielt sogar in Baden-Baden.
Turgenew (oder wie man ihn auf Deutsch nun zu schreiben beliebt) hatte eine ganz sonderbare Art von Genie, man kann ihn in keiner Weise nachahmen, weil man gar nicht sehen kann, wie er seine Effekte erzielt, vermutlich deswegen, weil er keine ‚Effekte‘ ‚erzielt‘. Das kommt ganz tief aus seiner Erinnerung.